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Hörtherapeuten und Hörtherapien

Hörtherapeuten sind speziell im Bereich kognitive Hörverarbeitung und Hörstörungen ausgebildet.

Der Besuch bei uns beinhaltet ein Vorgespräch (Anamnese), Fragebögen (subjektive Erfassung der Höreinschränkung) einem Screening Test und ggf. einen ausführlichen Test der kognitiven Verarbeitungsbereiche im Bereich Hören und zur objektiven Erfassung der Hörverarbeitungseinschränkung. Sollte ein Hörverlust vorliegen, wird dieser ebenfalls erfasst.

Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse wird ein individueller Therapie- bzw. Hörtrainingsplan erstellt. Eine Hörtherapie kann von 4 (z.B. Stressmanagement) bis zu 12 Wochen (wie bei Tinnitus-Therapie) dauern. Eine Hörtherapie beinhaltet einen wöchentlichen Besuch bei uns mit Trainingseinheiten und einem täglichen Training von 45-90 Minuten und anschließender Entspannung (Zeitaufwand je nach Therapie) mit Therapiegeräten. Die Therapiekosten setzen sich aus Betreuungskosten und Miete der Therapiegeräte zusammen.

Hörtest

Gerne analysieren wir Ihr Hörprofil und Ihre Hörleistung. Die Erst-Analyse dauert nur wenige Minuten.

Hörtest

Durch die regelmäßige Anwendung im Rahmen einer Hörtherapie können neue kognitive Verarbeitungsrituale etabliert und konditioniert werden und noch bestehende Hörverarbeitungsstrukturen wieder integriert werden. Fast alle Symptome bzw. Probleme einer Hörentwöhnung, Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS) bei Erwachsenen und Kindern, Hyperakusis, sowie Störung der Filterfunktionen (Tinnitus) können durch Hörtraining rückgängig gemacht.

Beispielsweise im Rahmen einer Hörgeräteversorgung kann die Gewöhnung an ein Hörgerät stark erleichtert werden.  Um die rückgewonnene Gehirnleistung zu behalten, muss man nicht permanent ein Hörtraining durchführen. Es reicht das Gehirn „joggen“ zu lassen. Bei Hörverlust bedeutet das, dass durch das tägliche Tragen der Hörgeräte ein Training absolviert wird und das Gehirn sein tägliches „Gehirnjogging“ ganz nebenbei absolviert und fit bleibt.

Die Trainingsmodule

Die Clever-Fox-Haupt-App beinhaltet Trainingsmodule zum trainieren folgender Bereiche:

  • Sprachwahnehmung und Fokussierung im Störgeräusch (SNR-Training)
  • Lateralisierung (stereo- und dichotisches Hören)
  • Akustisches Gedächtnis und Konzentration (Mustererkennung)
  • Lokalisation (Lautstärkewahrnehmung und Zeitauflösung)

Therapiert wird u.a. bei folgenden Symptomen:

Sprechen Sie uns gerne für weitere Informationen an oder vereinbaren Sie einen Beratungstermin mit uns. Wir analysieren mit Ihnen zusammen ob diese Therapieform für Sie geeignet ist. 

Therapiert wird bei folgenden Hörstörungen oder Erkrankungen:

Hörverlust & Hörentwöhnung

Die Wahrnehmung ist die Interpretation und Rekonstruktion der externen Welt aus den Sinneseindrücken. Eines dieser Sinne ist das Hören. Treten hier Probleme auf, wie beispielsweise ein Hörverlust, kann dieser Sinn nicht mehr zuverlässig zur Erfassung der Umwelt beitragen. Mit zunehmendem Hörverlust entstehen für das Gehirn Informationslücken und das führt zu Fehlinterpretationen. Aber durch den Hörverlust entsteht auch Stress im Gehirn, weil mehr Kapazitäten zur Verarbeitung von Höreindrücken aufgewendet werden müssen. Das räumliche Hören, Sprachdifferenzierung und Lautstärkeerkennung sowie Wiedererkennung werden von zunehmendem Hörverlust beeinträchtigt. Als Spätfolge stellt sich eine Hörentwöhnung ein.

Symptome einer Hörentwöhnung können eine kurze Aufmerksamkeitsspanne und hohe Ablenkbarkeit sein, sowie Überempfindlichkeit bei Geräuschen, Gedächtnisstörungen, Verwechslung ähnlich klingender Wörter, schlechte Ortungsfähigkeiten, zögerndes Sprechen, Flache, monotone Stimme und Hörverzögerungen. Mit zunehmendem Hörverlust kann diese extra Energie zur Verarbeitung von Gehörtem kaum mehr aufgewendet werden und somit verlagert sich das Gehirn mehr auf die anderen Sinne wie z.B. das Sehen. Bei fortgeschrittener Hörentwöhnung wird das Gehirn „faul“ wenn es darum geht Hörinformationen zu verarbeiten. Wir schauen dann lieber genau hin als hinzuhören.

Die Symptome einer Hörentwöhnung sind den Symptomen einer Demenzerkrankung ähnlich, da in beiden Fällen das Abnehmen der Gedächtnis- und Denkleistungen die Folge sind. Eine Hörentwöhnung ist der häufigste Grund für das Scheitern einer Hörgeräteanpassung. Wenn man einen Hörverlust hat und das schon über einen längeren Zeitraum, kann es am Anfang sehr störend sein, wenn man plötzlich mit einem Hörgerät versorgt wird und wieder alles hört. Hier ist erst eine Gewöhnung notwendig. Besteht der Hörverlust mehrere Monate oder gar Jahre, reicht es nicht mehr den Hörverlust auszugleichen um in geräuschvollen Situationen wieder verstehen zu können.

Hierzu muss auch die Hörentwöhnung im Gehirn rückgängig gemacht werden. Das Gehirn muss seine Filterfunktionen und Interpretationen neu ausrichten bzw. kalibrieren. Der Grad der Hörentwöhnung muss ermittelt werden und mit Hilfe eines Hörtrainings und speziell abgestimmten Therapiegeräten die zentrale Hörleistung ca. 6-8 Wochen trainiert und verbessert werden.

Chronischer Tinnitus aurium & cranii

Tinnitus aurium

Tinnitus aurium heißt „Ohr-Tinnitus“ und bezeichnet den Tinnitus, der durch eine Beschädigung des Innenohres entsteht. Genauer gesagt besteht eine Beschädigung an den Haarsinneszellen. Diese sind entweder bereits abgestorben oder stark beschädigt. Ist die Beschädigung sehr punktuell klingt der Tinnitus tonal (piepsen, peifen, ein oder mehrere Töne) und je nach betroffenen Frequenzbereich heller oder dunkler. Desto breitbandiger die Beschädigung ist, umso rauschender klingt der Tinnitus. Meist lässt sich die Beschädigung in Form eines Hörverlustes sichtbar machen mit Hilfe eines Tonaudiogramms.
Mögliche Ursachen sind: Hörsturz, Knalltrauma, Lärmtrauma, Hörverlust, ototoxische Medikamente und Substanzen.

Therapie eines chronischen Tinnitus aurium:

Zur Behandlung eines Tinnitus aurium im chronischen Stadium sind die Hörakustiker*Innen mit Spezialisierung auf Tinnitus Ihr Ansprechpartner. Die Therapie besteht darin mit einem Hörgerät den Hörverlust und den damit verbundenen „Verlust“-Tinnitus zu behandeln. Durch das Ausgleichen des Hörverlustes wird der Tinnitus stark abgemildert oder verschwindet ganz.

Tinnitus cranii

Tinnitus cranii heißt „Kopf-Tinnitus“ und bezeichnet den Tinnitus, der ein Symptom verschiedener Krankheiten ist und als Geräuschwahrnehmung im Kopf erscheint. Ein Tinnitus cranii entsteht nicht im Ohr bzw. Innenohr oder rührt aus dessen Beschädigung her. Dieser Tinnitus wird „im Kopf“ im Bereich der Hörrinde verarbeitet. Dort werden neuronale Impulse als Hörwahrnehmung fehlinterpretiert und der Eindruck des Hörens eines Tones, Rauschen oder ein anderes Geräusch entsteht. Es ist vergleichbar mit dem Sehen. Hier entstehen auch optische Fehlwahrnehmungen (Lichtpunkte/Sternchen) z.B beim zu schnellem Aufstehen. Der Tinnitus entsteht also irgendwo im Körper und nicht im Ohr. Er wird aber im Hörzentrum als Geräuschwahrnehmung interpretiert.
Mögliche Ursachen gibt es also viele, wie zum Beispiel Halswirbelsäulenprobleme, Muskelverspannungen, Hormonschwankungen, Stoffwechselprobleme, etc.. Ist die Beschädigung eher im Bereich der Nerven zu finden (z.B. geklemmter Nerv, entzündete Zahnwurzel, gereiztes Kiefergelenk, HWS,…) klingt der Tinnitus eher tonal (ein oder mehrere Töne). Handelt es sich eher um einen rauschenden Tinnitus sollte nach der Ursache im Bereich Stoffwechsel, Medikamenten und Hormonen gesucht werden. Klingt der Tinnitus brummend oder summend und lässt sich dieser durch andere Geräusche zum aufschaukeln provozieren, sollte die Ursache im Bereich Atlaswirbel und Kiefergelenksverspannungen gesucht werden. Bei einem brummenden Tinnitus in Kombination mit Hörstürzen und Schwindel könnte auch eine Morbus Menière Erkrankung die Ursache sein.

Therapie eines chronischen Tinnitus cranii:

Zur Behandlung eines Tinnitus cranii im chronischen Stadium sind die Hörtherapeut*Innen mit Spezialisierung auf Tinnitus Ihr Ansprechpartner. Bei einem chronischer Tinnitus wird mit der Wahrnehmung gearbeitet, weil der Tinnitus nicht mehr mit seiner Ursache in Verbindung steht. Die Therapie besteht darin die Wahrnehmung zu konditionieren damit der Tinnitus ignoriert werden kann. Dies passiert auch bei andere unwichtige Körpergeräusche wie z.B. Schlucken oder atmen. Diese Geräusche nehmen wir nur bewusst wahr, wenn wir uns darauf konzentrieren.

Durch das Konditionieren der Wahrnehmung lernt das Gehirn den Tinnitus als unwichtig einzustufen mit dem Ziel, diesen langfristig zu ignorieren. Hierzu stehen zwei Methoden zur Verfügung: die aktive Konditionierung (klassische Tinnitus-Retraining-Therapie) und die passive Methode (Tinnitus-Desensibilisierung). Bei der Tinnitus-Desensibilisierung wird die Hörkonzentration bewusst auf relevante Geräusche gelenkt wie z.B. auf Sprache. Im zweiten Schritt wird der Tinnitus gleichgesetzt mit einem nichtrelevanten Geräusch wie z.B. Naturgeräusche und mit diesem Geräusch verschmolzen. Das Training besteht also aus aktivem Zuhören für ca. 60 bis 90 Minuten und anschließendem Entspannen mit Naturgeräuschen für ca. 20 bis 30 Minuten.

 

Hinweis: Ein Hörverlust alleine ist kein ausreichender Hinweis dafür, ob es sich um einen Tinnitus aurium handelt. In einem von zehn Fällen kann es sich um eine gemischte Problematik handeln. Also um einen Tinnitus cranii und einem zusätzlichen Hörverlust, der aber nicht ursächlich in Verbindung mit dem Tinnitus steht. Deswegen ist die Krankenhistorie immer zu beachten. Wenn also ein Knalltrauma / Hörsturz zugrunde liegt oder eine Lärmeinwirkung (Lärmberuf)  vorhanden war handelt es sich sehr wahrscheinlich um einen Tinnitus aurium. Bei einem Tinnitus cranii verbessert ein Hörgerät nicht die Tinnitus-Wahrnehmung. Bei einer Hörgeräteversorgung eines Tinnitus cranii in Kombination mit einem Hörverlust, wird der Tinnitus meist lauter wahrgenommen.

Stressausgelöste AVWS (Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung) bei Erwachsenen und Kindern

Mit AVWS wird die Störung einer oder mehrerer Teilbereiche der kognitiven Hörverarbeitung bezeichnet. Durch diese Störung ist die Konzentration und das Verstehen nur eingeschränkt möglich, obwohl kein Hörverlust besteht. Eine AVWS kann durch Entwicklungsstörungen während der Schwangerschaft, in der frühkindlicher Entwicklung (permanente AVWS),  aufgrund von Stress oder traumatischen Erlebnissen (temporäre AVWS) entstehen.

Stress kann die kognitiven Fähigkeiten beeinträchtigen und stören. In einem gesunden Stresskreislauf hat Stress die Aufgabe das Überleben in einer Gefahrensituation zu ermöglichen. Das erlaubt uns schnell mit “ Kampf oder Flucht“ zu reagieren. Aber durch das Leben in den Industrienationen ist Kampf oder Flucht keine richtige Reaktion auf Stress und so wird Stress zum Gesundheitsrisiko.

In einer ersten Welle der Stressantwort werden aktivierende Hormone wie Adrenalin und Cortisol freigesetzt. Durch diesen Hormoncocktail erhöht sich zunächst der Blutzuckerspiegel. Dies ermöglicht uns Muskeln und Gehirn rasch mit Energie zu versorgen. Der Herzschlag beschleunigt sich, der Blutdruck nimmt zu und der Wahrnehmungsfokus reduziert sich auf wesentliche Reize. Diese Reize dienen dazu das Überleben zu sichern. Der gesamte Organismus gerät in Alarmbereitschaft. Dieser Zustand hilft dem Menschen in Gefahrensituationen zu fliehen oder sich zu verteidigen. In beiden Fällen werden die Produkte der Stressreaktion abgebaut.

Werden die Stoffwechselprodukte nicht abgebaut, weil weder Kampf noch Flucht stattgefunden haben, bleibt der Körper in Alarmbereitschaft und kann nicht in die Ruhephase wechseln. Bei ständiger Alarmbereitschaft und ausbleiben der Ruhephasen kommt der Körper aus dem Gleichgewicht. Eine sogenannte Stressadaption tritt ein und der Stresszustand des Körpers wird chronisch. Darunter leidet nicht nur der Körper, sondern vor allem die Aufmerksamkeit. Denn auch das Gehirn ist aufs Überleben ausgerichtet und die Wahrnehmung dadurch eingeschränkt. Die zentrale Verarbeitung von Sinneseindrücken ist reduziert und kann nur sehr wesentliche Reize verarbeiten. Die Fähigkeiten sich zu konzentrieren, zu verarbeiten und zu lernen sind stark reduziert.

Das chronischer Stress eine Vielzahl von Krankheiten verursacht oder zumindest verschlimmert ist unbestritten. Fazit ist: Verstehen ist eine kognitive Leistung die durch Stress nur eingeschränkt funktioniert. Stress heutzutage kann Überforderung, starke Veränderung der Lebensumstände (Umzug, Scheidung, Verlust,…), mediale Überreizung (PC, TV, Smartphone, Computerspiele, …) und traumatische Erlebnisse (Unfälle, Überfälle, …) sein und zählt zu den potentiellen Auslösern einer temporären Auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung bei Kindern und Erwachsenen.

Andere Symptome / Krankheiten mit einem potenziellen Stress-Hintergrund sind u.a. noch:

  • Stresssyndrom
  • Schlafstörungen
  • Konzentrationsstörungen
Hyperakusis, Misophonie und Phonophobie

Mit Hyperakusis bezeichnet man die Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen die in der Hörumwelt vorkommen. Betroffene beurteilen Geräusche als zu laut, die objektiv betrachtet nicht zu laut sein können. Dies kann sich zusätzlich auch in Schmerzempfindungen äußern (Hyperakusis dolorosa). Misophonie ist die Überempfindlichkeit gegenüber nur bestimmten Geräuschen. Phonophobie ist die Angst vor bestimmten Geräuschen, die eine extreme Stressreaktion, Aggression und Wut auslösen können.

Hyperakusis ist eine Stressreaktion des limbischen Systems, die mit einer erhöhten Beteiligung der Amygdala einher geht. Die Amygdala hat die Aufgabe im Gehirn gehörtes zu bewerten. Sie nimmt eine Risikobewertung der Geräusch vor. Wurde speziell durch Überforderung oder traumatische Erlebnisse in Kombination mit bestimmten oder lauten Schallereignissen eine extrem negative Bewertung vorgenommen, kann diese Bewertung von da an als Bewertungsgrundlage gelten und diese Geräusche oder generell Lautstärke als bedrohlich eingeschätzt werden.