Hörtherapeuten und Hörtherapien
Hörtherapeuten sind speziell im Bereich kognitive Hörverarbeitung und Hörstörungen ausgebildet.
Gerne analysieren wir Ihr Hörprofil und Ihre Hörleistung. Die Erst-Analyse dauert nur wenige Minuten.
Durch die regelmäßige Anwendung im Rahmen einer Hörtherapie können neue kognitive Verarbeitungsrituale etabliert und konditioniert werden und noch bestehende Hörverarbeitungsstrukturen wieder integriert werden. Fast alle Symptome bzw. Probleme einer Hörentwöhnung, Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS) bei Erwachsenen und Kindern, Hyperakusis, sowie Störung der Filterfunktionen (Tinnitus) können durch Hörtraining rückgängig gemacht.
Beispielsweise im Rahmen einer Hörgeräteversorgung kann die Gewöhnung an ein Hörgerät stark erleichtert werden. Um die rückgewonnene Gehirnleistung zu behalten, muss man nicht permanent ein Hörtraining durchführen. Es reicht das Gehirn „joggen“ zu lassen. Bei Hörverlust bedeutet das, dass durch das tägliche Tragen der Hörgeräte ein Training absolviert wird und das Gehirn sein tägliches „Gehirnjogging“ ganz nebenbei absolviert und fit bleibt.
Die Clever-Fox-Haupt-App beinhaltet Trainingsmodule zum trainieren folgender Bereiche:
- Sprachwahnehmung und Fokussierung im Störgeräusch (SNR-Training)
- Lateralisierung (stereo- und dichotisches Hören)
- Akustisches Gedächtnis und Konzentration (Mustererkennung)
- Lokalisation (Lautstärkewahrnehmung und Zeitauflösung)
Sprechen Sie uns gerne für weitere Informationen an oder vereinbaren Sie einen Beratungstermin mit uns. Wir analysieren mit Ihnen zusammen ob diese Therapieform für Sie geeignet ist.
Therapiert wird bei folgenden Hörstörungen oder Erkrankungen:
Hörverlust & Hörentwöhnung
Die Wahrnehmung ist die Interpretation und Rekonstruktion der externen Welt aus den Sinneseindrücken. Eines dieser Sinne ist das Hören. Treten hier Probleme auf, wie beispielsweise ein Hörverlust, kann dieser Sinn nicht mehr zuverlässig zur Erfassung der Umwelt beitragen. Mit zunehmendem Hörverlust entstehen für das Gehirn Informationslücken und das führt zu Fehlinterpretationen. Aber durch den Hörverlust entsteht auch Stress im Gehirn, weil mehr Kapazitäten zur Verarbeitung von Höreindrücken aufgewendet werden müssen. Das räumliche Hören, Sprachdifferenzierung und Lautstärkeerkennung sowie Wiedererkennung werden von zunehmendem Hörverlust beeinträchtigt. Als Spätfolge stellt sich eine Hörentwöhnung ein.
Symptome einer Hörentwöhnung können eine kurze Aufmerksamkeitsspanne und hohe Ablenkbarkeit sein, sowie Überempfindlichkeit bei Geräuschen, Gedächtnisstörungen, Verwechslung ähnlich klingender Wörter, schlechte Ortungsfähigkeiten, zögerndes Sprechen, Flache, monotone Stimme und Hörverzögerungen. Mit zunehmendem Hörverlust kann diese extra Energie zur Verarbeitung von Gehörtem kaum mehr aufgewendet werden und somit verlagert sich das Gehirn mehr auf die anderen Sinne wie z.B. das Sehen. Bei fortgeschrittener Hörentwöhnung wird das Gehirn „faul“ wenn es darum geht Hörinformationen zu verarbeiten. Wir schauen dann lieber genau hin als hinzuhören.
Die Symptome einer Hörentwöhnung sind den Symptomen einer Demenzerkrankung ähnlich, da in beiden Fällen das Abnehmen der Gedächtnis- und Denkleistungen die Folge sind. Eine Hörentwöhnung ist der häufigste Grund für das Scheitern einer Hörgeräteanpassung. Wenn man einen Hörverlust hat und das schon über einen längeren Zeitraum, kann es am Anfang sehr störend sein, wenn man plötzlich mit einem Hörgerät versorgt wird und wieder alles hört. Hier ist erst eine Gewöhnung notwendig. Besteht der Hörverlust mehrere Monate oder gar Jahre, reicht es nicht mehr den Hörverlust auszugleichen um in geräuschvollen Situationen wieder verstehen zu können.
Hierzu muss auch die Hörentwöhnung im Gehirn rückgängig gemacht werden. Das Gehirn muss seine Filterfunktionen und Interpretationen neu ausrichten bzw. kalibrieren. Der Grad der Hörentwöhnung muss ermittelt werden und mit Hilfe eines Hörtrainings und speziell abgestimmten Therapiegeräten die zentrale Hörleistung ca. 6-8 Wochen trainiert und verbessert werden.
Chronischer Tinnitus aurium & cranii
Stressausgelöste AVWS (Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung) bei Erwachsenen und Kindern
Mit AVWS wird die Störung einer oder mehrerer Teilbereiche der kognitiven Hörverarbeitung bezeichnet. Durch diese Störung ist die Konzentration und das Verstehen nur eingeschränkt möglich, obwohl kein Hörverlust besteht. Eine AVWS kann durch Entwicklungsstörungen während der Schwangerschaft, in der frühkindlicher Entwicklung (permanente AVWS), aufgrund von Stress oder traumatischen Erlebnissen (temporäre AVWS) entstehen.
Stress kann die kognitiven Fähigkeiten beeinträchtigen und stören. In einem gesunden Stresskreislauf hat Stress die Aufgabe das Überleben in einer Gefahrensituation zu ermöglichen. Das erlaubt uns schnell mit “ Kampf oder Flucht“ zu reagieren. Aber durch das Leben in den Industrienationen ist Kampf oder Flucht keine richtige Reaktion auf Stress und so wird Stress zum Gesundheitsrisiko.
In einer ersten Welle der Stressantwort werden aktivierende Hormone wie Adrenalin und Cortisol freigesetzt. Durch diesen Hormoncocktail erhöht sich zunächst der Blutzuckerspiegel. Dies ermöglicht uns Muskeln und Gehirn rasch mit Energie zu versorgen. Der Herzschlag beschleunigt sich, der Blutdruck nimmt zu und der Wahrnehmungsfokus reduziert sich auf wesentliche Reize. Diese Reize dienen dazu das Überleben zu sichern. Der gesamte Organismus gerät in Alarmbereitschaft. Dieser Zustand hilft dem Menschen in Gefahrensituationen zu fliehen oder sich zu verteidigen. In beiden Fällen werden die Produkte der Stressreaktion abgebaut.
Werden die Stoffwechselprodukte nicht abgebaut, weil weder Kampf noch Flucht stattgefunden haben, bleibt der Körper in Alarmbereitschaft und kann nicht in die Ruhephase wechseln. Bei ständiger Alarmbereitschaft und ausbleiben der Ruhephasen kommt der Körper aus dem Gleichgewicht. Eine sogenannte Stressadaption tritt ein und der Stresszustand des Körpers wird chronisch. Darunter leidet nicht nur der Körper, sondern vor allem die Aufmerksamkeit. Denn auch das Gehirn ist aufs Überleben ausgerichtet und die Wahrnehmung dadurch eingeschränkt. Die zentrale Verarbeitung von Sinneseindrücken ist reduziert und kann nur sehr wesentliche Reize verarbeiten. Die Fähigkeiten sich zu konzentrieren, zu verarbeiten und zu lernen sind stark reduziert.
Das chronischer Stress eine Vielzahl von Krankheiten verursacht oder zumindest verschlimmert ist unbestritten. Fazit ist: Verstehen ist eine kognitive Leistung die durch Stress nur eingeschränkt funktioniert. Stress heutzutage kann Überforderung, starke Veränderung der Lebensumstände (Umzug, Scheidung, Verlust,…), mediale Überreizung (PC, TV, Smartphone, Computerspiele, …) und traumatische Erlebnisse (Unfälle, Überfälle, …) sein und zählt zu den potentiellen Auslösern einer temporären Auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung bei Kindern und Erwachsenen.
Andere Symptome / Krankheiten mit einem potenziellen Stress-Hintergrund sind u.a. noch:
- Stresssyndrom
- Schlafstörungen
- Konzentrationsstörungen
Hyperakusis, Misophonie und Phonophobie
Mit Hyperakusis bezeichnet man die Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen die in der Hörumwelt vorkommen. Betroffene beurteilen Geräusche als zu laut, die objektiv betrachtet nicht zu laut sein können. Dies kann sich zusätzlich auch in Schmerzempfindungen äußern (Hyperakusis dolorosa). Misophonie ist die Überempfindlichkeit gegenüber nur bestimmten Geräuschen. Phonophobie ist die Angst vor bestimmten Geräuschen, die eine extreme Stressreaktion, Aggression und Wut auslösen können.
Hyperakusis ist eine Stressreaktion des limbischen Systems, die mit einer erhöhten Beteiligung der Amygdala einher geht. Die Amygdala hat die Aufgabe im Gehirn gehörtes zu bewerten. Sie nimmt eine Risikobewertung der Geräusch vor. Wurde speziell durch Überforderung oder traumatische Erlebnisse in Kombination mit bestimmten oder lauten Schallereignissen eine extrem negative Bewertung vorgenommen, kann diese Bewertung von da an als Bewertungsgrundlage gelten und diese Geräusche oder generell Lautstärke als bedrohlich eingeschätzt werden.