Schwerhörigkeit erhöht das Risiko, an Demenz zu erkranken.
Mehr als anderthalb Millionen Menschen in Deutschland leiden an Demenz – bislang ohne Heilungschance. Schwerhörigkeit erhöht das Risiko, an Alzheimer zu erkranken. Wir zeigen auf, wie Sie Ihr Gehirn vor Demenz schützen können.
Auf einen Blick
– Jeder dritte Mensch über 65 Jahren leidet an einer Schwerhörigkeit
– Menschen zwischen 45 und 64 Jahren mit Schwerhörigkeit haben ein höheres Demenzrisiko
– Wer eine Schwerhörigkeit frühzeitig erkennt, kann Folgeerkrankungen vermeiden
– Hörgeräte vermindern das Risiko, an Demenz zu erkranken. Wir zeigen auf, wie Sie Ihr Gehirn vor Demenz schützen können.
„Jeder dritte Mensch über 65 Jahren leidet an einer Schwerhörigkeit und es gibt handfeste Belege dafür, dass das Demenzrisiko bei diesen Menschen deutlich höher ist. Wir wissen mittlerweile auch, dass der Einsatz von Hörhilfen eine günstige, wirksame Methode sein kann, um die geistigen Fähigkeiten zu verbessern und eventuell auch das Demenzrisiko zu senken. Diese bedeutsame, unerwartete Erkenntnis eröffnet neue Möglichkeiten, effektiv gegen diese verheerende Erkrankung vorzugehen“, erklärte Prof. Robert Perneczky auf dem ResDem-Kongress in München.
Eine neue Studie aus Taiwan mit Gesundheitsdaten von rund 16.000 Menschen zeigt, dass insbesondere Menschen mit einer Schwerhörigkeit, die zwischen 45 und 64 Jahren alt sind, ein höheres Demenzrisiko haben als Gleichaltrige ohne Hörschwierigkeiten. „In der Liste der neuen Risikofaktoren ist Schwerhörigkeit im mittleren Lebensalter der wichtigste Faktor”, berichtet Perneczky.
Wie entsteht Demenz eigentlich?
Demenz ist eine anhaltende oder fortschreitende Beeinträchtigung des Gedächtnisses, des Denkens oder anderer Hirnleistungen. Die Ursachen dafür können unterschiedlich sein.
Die Entstehung wird durch ein Zusammenspiel der Gene und der Lebensumstände beeinflusst. Neben einer Schwerhörigkeit sind die Schulbildung, Umstände wie defekte Gefäße, die das Gehirn schädigen, Bluthochdruck oder Depressionen mögliche Auslöser. Aber auch unsere Lebensgewohnheiten wie Rauchen, starker Alkoholkonsum, Übergewicht, Bewegungsmangel und wenig Kommunikation wirken auf eine Demenz ein.
Schätzungen zufolge ist die Alzheimer-Krankheit mit einem Anteil von zirka 60 bis 65 Prozent die häufigste irreversible Demenzform. Mit etwa 20 bis 30 Prozent folgen die gefäßbedingten Demenzen. Bei etwa 20 bis 30 Prozent liegt eine Kombination beider Erkrankungen vor. Andere Demenzformen finden sich nur bei 5 bis 15 Prozent der Erkrankten.
Was hat Hören denn mit dem Gedächtnis zu tun?
Das Gedächtnis braucht stetige Stimulation, es muss also „arbeiten“, damit die geistige Leistungsfähigkeit erhalten bleibt. Leiden Menschen unter einer Schwerhörigkeit, ziehen sie sich oftmals aus ihrem Sozialleben zurück. Sie sind viel allein und ihr Gehirn bekommt so weniger Impulse. Dadurch werden die Denkprozesse langsamer. Das Gehirn wird weniger trainiert, die Betroffenen sind geistig immer weniger fit.
„Es gibt noch einen zweiten Zusammenhang“, weiß Prof. Perneczky. „Wenn man sich während des mittleren Lebensalters sehr auf Hören konzentrieren muss, muss das Gehirn einen höheren Aufwand betreiben, um zu hören. Es hat dann keine Reserve mehr, um sich Sachen zu merken.“
Löst Schwerhörigkeit Demenz aus?
Dass eine Schwerhörigkeit im mittleren Alter eine Art Vorbote für eine spätere Demenz sei, weist Perneczky aber zurück. Ein Risikofaktor sei es jedoch schon. „Schwerhörigkeit löst Demenz nicht aus, sondern reduziert die Widerstandsfähigkeit dagegen“, erklärt der Professor. „Alzheimer schreitet sehr langsam voran. Mit 40 beginnen Eiweiße, sich im Gehirn abzulagern. Gegen den Eiweißmüll versucht sich das Gehirn zu wehren. Aber wer schlecht hört, braucht die Reserven seines Gehirns auf. Das Hirn brennt schneller aus. So wird man anfälliger für Demenz.“
Wie kann man sich vor Schwerhörigkeit schützen?
Die Ursachen einer Schwerhörigkeit sind vielfältig. Als einer der größten Risikofaktoren gilt Lärm. Daher sollten wir – insbesondere in jungen Jahren – hohe Lärmeinwirkungen auf unser Gehör vermeiden. Laute Konzerte oder laute Musik über Kopfhörer sind sehr schädlich für unsere Ohren.
Daraus entstehe oft eine Schwerhörigkeit, weil auf die Dauer bestimmte Frequenzen ausfallen, so Perneczky. Übrigens: Ohrstöpsel und Gehörschutz sind die beste Art, um das Gehör vor Lärm zu schützen. Seine Ohren diesem Lärm erst gar nicht auszusetzen, ist natürlich die allerbeste Alternative.
Wie kann ich das Risiko einer Demenz-Erkrankung vermindern?
Es gibt eine Reihe von Faktoren, die bei der Vorbeugung von Demenz eine entscheidende Rolle spielen: Neben einer ausgewogenen Ernährung und regelmäßiger Bewegung gehören dazu auch Schule, Ausbildung, Beruf und Hobbys nachzugehen sowie Kontakt zu anderen Menschen zu pflegen. Denn wer in Beruf und Freizeit geistig rege ist, gibt seinem Gehirn immer wieder Reize und Anstöße, um leistungsfähig zu werden und auch zu bleiben.
Tipps für geistige Fitness
1. Musizieren fordert Konzentration und körperliche Koordination
2. Tanzen regt das Denken und das Gefühl an und bewegt den Körper
3. Erlernen einer neuen Fremdsprache beansprucht das Gehirn stark
4. Lesen sorgt dafür, dass wir uns konzentrieren und uns Details merken
5. Fotografieren wie Profis
6. Schöpferische Tätigkeiten wie Stricken eines Kleidungsstücks mit einem komplizierten Muster
7. Routinefähigkeiten wie Duschen, Zähneputzen, Anziehen und Frühstücken in veränderter Reihenfolge durchführen oder neue Wege zum Supermarkt gehen
8. Kreuzworträtsel lösen oder Gedächtnisspiele machen
Tipps um soziale Kontakte wiederzu beleben
1. An kulturellen Programmen im Wohnort teilnehmen
2. Kurse an der Volkshochschule belegen
3. Gruppenreisen machen und neue Orte und Länder entdecken
4. Gemeinsame Theater-, Konzert- oder Museumsbesuche oder an einem Kochkurs teilnehmen
5. Ein Ehrenamt im Sportverein oder in der Gemeinde annehmen
Genau diese Aktivitäten setzen ein gutes Hören voraus. Denn Menschen, die schlecht hören, ziehen sich oftmals zurück, sie sind weniger sozial aktiv, reden nicht viel mit anderen Menschen und sie musizieren auch nicht. Daher verringern Hörgeräte das Risiko einer Demenz-Erkrankung deutlich, denn die Nutzung von Hörhilfen erhöht die geistigen Fähigkeiten. Untersuchungen zeigen: Schwerhörige Menschen, die Hörgeräte tragen, haben das gleiche kognitive Niveau wie Menschen, die nicht unter einer Schwerhörigkeit leiden.
Allerdings sind hierzulande viele Schwerhörigkeiten unbehandelt: „Etwa 14 Millionen Menschen in Deutschland sind hörbeeinträchtigt. Davon wäre für rund die Hälfte, also sieben Millionen, ein Hörsystem indiziert. Derzeit sind aber davon nur die Hälfte mit Hörsystemen versorgt“, erklärt Dr. Norbert Böttgers, Vizepräsident des Deutschen Schwerhörigen Bund.
Das liege auch daran, dass sich einige Betroffene immer noch schämen, Hörgeräte zu tragen und deshalb schrittweise auf Hör- und Lebensqualität verzichten. Grund ist meist eine veraltete Vorstellung über das Image und die Leistungsfähigkeit von Hörgeräten. Eine Beratung bei Ihrem HNO-Arzt oder einem Hörakustiker in Ihrer Nähe zeigt Ihnen die Möglichkeiten moderner Hörgeräte auf. Im Anschluss an einen kostenlosen Hörtest können Sie ein geeignetes Hörgerät einfach ausprobieren. Auch dieser Service ist gebührenfrei.
Wie kann ich eine Schwerhörigkeit erkennen?
Je früher einer Schwerhörigkeit erkannt wird, umso besser lassen sich das Hörvermögen erhalten und Folgekrankheiten vermeiden. Da sich eine Schwerhörigkeit in der Regel oft schleichend entwickelt, bemerken viele Menschen selbst erstmal gar nicht, dass sie schlecht hören. So leiden bis zu 30 Prozent der Erwachsenen in Deutschland unter einer Schwerhörigkeit, aber nur 12 Prozent sind sich dessen bewusst.
Um eine Schwerhörigkeit rechtzeitig zu erkennen, sollten Sie regelmäßig einen Hörtest durchführen lassen. Der Deutsche Bundesverband der HNO-Ärzte fordert daher bereits seit längerem ein regelmäßiges Hörscreening ab dem 50. Lebensalter.
Sie können gerne bei uns einen Termin für einen kostenlosen Hörtest vereinbaren. Klicken Sie hier-> https://www.hoer-stube.de/kontakt/
Quelle: https://www.ihr-hoergeraet.de/wie-schuetzen-wir-unser-gehirn-vor-alzheimer/