Altersschwerhörigkeit erkennen und behandeln
Ab einem Alter von etwa 50 Jahren lassen unsere Ohren, meist schleichend, nach. Was Sie über Altersschwerhörigkeit wissen sollten und warum auch die Konzentrationsfähigkeit eine Rolle beim Hören spielen kann. Im Alter lässt das Gehör oft nach. Etwa ab dem 50. Lebensjahr kann die Leistungsfähigkeit auf beiden Ohren abnehmen. Ein Grund für diese Altersschwerhörigkeit (Presbyakusis) sind Abnutzungserscheinungen an den Haarzellen im Innenohr und Schädigungen durch Lärmbelastungen. Auch der Hörnerv und das Hörzentrum können durch den Alterungsprozess beeinträchtigt werden.
Folgen einer unbemerkten Altersschwerhörigkeit
Eine Altersschwerhörigkeit kann jahrelang unbemerkt voranschreiten. Das hat gravierende Folgen für die Betroffenen, ihr soziales Umfeld und das gesamte Gesundheitswesen.
- Soziale Isolation: Menschen, die nicht gut hören, tragen ein größeres Risiko zu vereinsamen.
- Geistiger Abbau: Zahlreiche Untersuchungen widmen sich in jüngerer Zeit dem Zusammenhang zwischen unversorgter Schwerhörigkeit und dem Abbau kognitiver Leistungen, insbesondere Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Gedächtnisleistung sowie Lern- und Problemlösefähigkeit. Weltweit große Aufmerksamkeit erfuhr der Bericht der internationalen Lancet-Kommission, welche den möglichen Einfluss einer unversorgten Schwerhörigkeit im mittleren Lebensalter auf das spätere Demenzrisiko untersucht hat (Livingston et al. 2020). Einen kausalen Zusammenhang identifiziert die Studie nicht.
- Störungen des Gleichgewichtssinns: Bleibt eine Schwerhörigkeit im Alter unbehandelt, leidet oft der Gleichgewichtssinn.
- Höheres Unfallrisiko: Betroffene können sich räumlich schwerer orientieren und haben ein höheres Sturz- und Verletzungsrisiko.
- Unsicherheiten im Alltag: Das Sicherheitsempfinden ist gemindert. Schwerhörige, die mit Hörsystemen versorgt sind, bewegen sich nach eigener Auskunft sicherer im Straßenverkehr als unversorgte Schwerhörige (EuroTrak Germany 2022).
- Hohe Kosten für die Gesellschaft durch einen unbehandelten Hörverlust: Wegen der Auswirkungen auf die Lebensqualität und Produktivität der Betroffenen verursachen unbehandelte Hörverluste allein in Deutschland ca. 39 Millionen Euro pro Jahr (Shield: Hearing Loss – Numbers and Costs. Evaluation of the social and economic costs of hearing impairment. Brunel University, London, 2019).
Rechtzeitige Diagnose und Versorgung mit Hörsystemen
Eine rechtzeitige Diagnose und Therapie sind erfolgsentscheidend. Denn im mittleren Lebensalter gewöhnen sich Schwerhörige schnell an neue Hörsysteme. Ihre Ohren und das Gehirn haben das Hören noch nicht verlernt und können sich flexibel auf Hörgeräte einstellen. Ganz anders sieht das ab etwa 70 Jahren aus. Oft haben ältere Patienten und Menschen, die schon länger schlecht hören, das normale Hören regelrecht verlernt. Dann ist meist die Eingewöhnung an Hörsysteme schwieriger und man braucht mehr Geduld und Ausdauer für den Therapieerfolg, denn das Gehirn muss sich erst langsam an die neue Hörlösung gewöhnen.
Regelmäßig zum Hörtest
Spätestens ab dem 50. Lebensjahr sollten Sie regelmäßig, d.h. mindestens alle zwei Jahre, Ihr Gehör testen. Hörtests können beim HNO-Arzt oder Hörakustiker in der Nähe gemacht werden. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt zur Vorbeugung des kognitiven Leistungsverfalls im Alter Hörtests und eine frühzeitige Versorgung von Hörminderungen bei Älteren. Der Deutsche Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte (BVHNO) und der Bundesverband der Hörsysteme-Industrie (BVHI) fordern gemeinsam ein Hörscreening durch den HNO-Facharzt ab dem 50. Lebensjahr, das für gesetzlich Versicherte von den Krankenkassen bezahlt wird.
Quelle: https://www.ihr-hoergeraet.de/hoergeraete-steigern-lebensqualitaet/