Tinnitus bezeichnet die Wahrnehmung von Geräuschen, die nicht von akustischen Signalen der Umwelt verursacht werden. Fast jeder hatte schon mal ein Pfeifen oder Rauschen im Ohr, das keiner äußerlichen Klangquelle entstammt. Studien gehen von bis zu 10 Millionen Menschen in Deutschland aus, die jährlich an einem Tinnitus leiden. Nicht immer ist ein Tinnitus ein dauerhafter Zustand. Oft verschwinden die störenden Ohrgeräusche so plötzlich wieder, wie sie aufgetaucht sind. Hält das lästige Geräusch jedoch an, leidet der Betroffene unter einem chronischen Tinnitus. Internationalen Studien zufolge leiden etwa 6 Prozent der Weltbevölkerung an einer schweren Form des chronischen Tinnitus. Um das verbreitete Phänomen besser zu verstehen, finden Sie im Folgenden einige Antworten auf die häufigsten Fragen zu Tinnitus: Welche Tinnitus-Formen gibt es? Was sind seine Ursachen und mit welchen Folgen geht er einher? Wie kann ein Tinnitus behandelt werden?
Die erste Art vom Tinnitus die wir hier verstellen ist der Tinnitus aurium.
Tinnitus aurium heißt „Ohr-Tinnitus“ und bezeichnet den Tinnitus der durch eine Beschädigung des Innenohres entsteht. Genauer gesagt besteht eine Beschädigung an den Haarsinneszellen. Diese sind entweder bereits abgestorben oder stark beschädigt. Ist die Beschädigung sehr punktuell, klingt der Tinnitus tonal (piepsen, peifen, ein oder mehrere Töne) je nach betroffenen Frequenzbereich klingt der Ton dann heller oder dunkler. Je breitbandiger die Beschädigung ist, desto rauschender klingt der Tinnitus. Meist lässt sich die Beschädigung in Form eines Hörverlustes sichtbar machen mit Hilfe eines Tonaudiogramms.
Mögliche Ursachen sind:
- Hörsturz
- Knalltrauma
- Lärmtrauma
- Hörverlust
- Altershörverlust
- ototoxische Medikamente und Substanzen.
Therapie bei einem akuten Tinnitus aurium:
Zur Behandlung eines Tinnitus aurium, bei dem die Ursache noch aktiv ist (also zeitlich unabhängig akut), ist der HNO-Arzt/Ärztin der/die richtige Ansprechpartner/In. Zu den erfolgsversprechenden Therapien gehören Infusionen oder Tabletten zur Vorbeugung von Infektionen, Verbesserung der Durchblutung und zur Versorgung und Rehabilitation der Haarsinneszellen mit Hilfe von Mikronährstoffen.
Sympthomlage: Tinnitus variiert in Tonlage (Klang wird heller o. dunkler) und Lautstärke (=Tinnitus arbeitet) Klang bzw. Erscheinungsform:
- Tonal (punktuelle Schädigung der Haarsinneszellen in der Cochlea)
- Rauschen (breitbandige Schädigung der Haarsinneszellen in der Cochlea)
- Zischen (breitbandigere Schädigung der Haarsinneszellen im Hochtonbereich der Cochlea)
- Brummen (Schädigung der Haarsinneszellen im Tieftonbereich der Cochlea, z.B. im Zusammenhang mit Morbus Meniere)
Hinweis: der Begriff „akuter Tinnitus“ wird in der medizinischen Betrachtung meist nur auf die ersten drei Monate nach Auftreten des Tinnitus bezogen, weil da die Heilungschancen am höchsten sind.
Therapie eines chronischen Tinnitus aurium:
Zur Behandlung eines Tinnitus aurium im chronischen Stadium ist der Hörakustiker/In mit Spezialisierung auf Tinnitus der/die Ansprechpartner/in, da oft auch ein Hörverlust vorliegt.Die Therapie besteht also darin, mit einem Hörgerät den Hörverlust und den damit verbundenen „Verlust“-Tinnitus zu behandeln. Durch das Ausgleichen des Hörverlustes wird der Tinnitus stark abgemildert oder verschwindet ganz.
Sympthomlage: Tinnitus variiert nicht in Tonlage (klingt also immer gleich:
- Klangerscheinung statisch, aber in Lautstärke veränderbar
- Klangerscheinung: Tonal (Einzeltöne), Rauschen, Zischen, Brummen
Hinweis: Ein Hörverlust alleine ist kein ausreichender Hinweis dafür, ob es sich um einen Tinnitus aurium handelt. In einem von zehn Fällen, kann es sich um eine gemischte Problematik handeln, also um einen Tinnitus cranii und einem zusätzlichen Hörverlust, der aber nicht ursächlich in Verbindung mit dem Tinnitus steht. Deswegen ist die Krankenhistorie immer zu beachten. Wenn also ein Knalltrauma oder Hörsturz zugrunde liegt, oder eine Lärmeinwirkung (Lärmberuf) wahrscheinlich ist/war handelt es sich sehr wahrscheinlich um einen Tinnitus aurium.
Bei einem Tinnitus cranii verbessert ein Hörgerät nicht die Tinnitus-Wahrnehmung. Wenn ein Tinnitus cranii in Kombination mit einem Hörverlust, mit einem Hörgerät versorgt wird, wird der Tinnitus meist lauter wahrgenommen.
Tinnitus cranii
Tinnitus cranii heißt „Kopf-Tinnitus“ und bezeichnet den Tinnitus, der Symptom verschiedener Krankheiten ist und als Geräuschwahrnehmung im Kopf erscheint. Ein Tinnitus cranii entsteht nicht im Ohr bzw. Innenohr oder rührt aus dessen Beschädigung her. Dieser Tinnitus wird „im Kopf“ wahrgenommen also in der Hörrinde (der Ort, an dem gehörtes verarbeitet wird). Dort werden neuronale Impulse als Hörwahrnehmung fehl interpretiert und der Eindruck, man höre einen Ton, Rauschen oder ein anderes Geräusch, entsteht. Ähnlich beim Sehen, wenn man „Sternchen sieht“, dabei ist man nur zu schnell aufgestanden oder hat sich einen Nerv im Rücken geklemmt. Der Tinnitus entsteht also irgendwo im Körper und nicht im Ohr, wird aber im Hörzentrum als Geräuschwahrnehmung interpretiert.
Mögliche Ursachen gibt es also viele, wie zum Beispiel:
- Halswirbelsäulenprobleme
- Muskelverspannungen
- Hormonschwankungen
- Stoffwechselprobleme, etc..
Ist die Beschädigung eher im Bereich der Nerven zu finden (z.B. geklemmter Nerv, entzündete Zahnwurzel, gereiztes Kiefergelenk, HWS,…) klingt der Tinnitus eher tonal (ein oder mehrere Töne). Handelt es sich eher um einen rauschenden Tinnitus sollte man eher im Bereich Stoffwechsel, Medikamenten und Hormonen nach Ursachen suchen. Klingt der Tinnitus brummend oder summend und lässt dieses durch andere brummende Geräusche zum aufschaukeln provozieren, sollte man im Bereich Atlaswirbel und Kiefergelenksverspannungen suchen. Bei einem brummenden Tinnitus in Kombination mit Hörstürzen und Schwindel könnte auch eine Morbus Menière Erkrankung die Ursache sein.
Therapie bei einem ursachengekoppelten (akutem) Tinnitus cranii:
Zur Behandlung eines Tinnitus cranii, der noch in Verbindung mit seiner Ursache steht und von dieser immer wieder getriggert wird, sollte ein/ Fach-Arzt/Ärztin für den entsprechenden Fachbereich aufgesucht werden. Zu den Therapien gehört es die Ursache zu finden und diese zu beheben, um den Tinnitus zu mildern oder sogar ganz zu beheben. Der Tinnitus muss dann immer im Zusammenhang mit anderen begleitenden Symptomen betrachtet werden, um den richtigen Facharzt zu finden.
Sympthomlage: Tinnitus variiert in Tonlage (Klang wird heller o. dunkler) und Lautstärke (=Tinnitus arbeitet)
Klangerscheinung:
- Tonal (Einzeltöne) = Belastung oder Reizung von Nervenbahnen (z.B. HWS, Verspannungen im Bereich der Wirbelsäule, Zahnprobleme, OP-Narben, Unfallfolgen, Nervenentzündungen, …)
- Rauschen/Zischen= Stoffwechselveränderungen (z.B. Diabetes, Hormonveränderungen wie beispielsweise in den Wechseljahren, Schilddrüsenprobleme, Toxine, Narkosemittel, bestimmte Medikamente, Nährstoffunterversorgungen, Blutdruckveränderungen, bestimmte Medikamente, …)
- Brummen = Atlaswirbelprobleme, Kiefergelenksprobleme
- Andere Geräusche= Hörgedächtnisreaktionen auf Stress (z.B. Sirenen, Maschinengeräusche, Telefon, …)
Hinweis: der Begriff „akuter Tinnitus“ wird in der medizinischen Betrachtung meist nur auf die ersten drei Monate nach Auftreten des Tinnitus bezogen, weil da die Heilungschancen am höchsten sind. Wenn der Tinnitus noch ursachengekoppelt ist, also die Ursache noch aktiv ist, aber der Tinnitus schon länger wahrgenommen wird, besteht immer noch eine gute Chance mit Therapien zur Beseitigung der Ursachen eine Verbesserung der Symptomlage zu schaffen oder den Tinnitus samt seiner Ursache zu beheben.
Therapie eines chronischen Tinnitus cranii:
Zur Behandlung eines Tinnitus cranii im chronischen Stadium ist der/die Hörtherapeut/In mit Spezialisierung auf Tinnitus der/die Ansprechpartner/in, da ein chronischer Tinnitus nicht mehr in Verbindung mit der Ursache steht und man mit der Wahrnehmung selbst arbeiten muss.
Die Therapie besteht also darin, die Wahrnehmung so zu konditionieren, dass der Tinnitus ignoriert werden kann, wie andere unwichtige Köpergeräusche auch (z.B. Schlucken oder atmen). Durch das Konditionieren der Wahrnehmung lernt das Gehirn den Tinnitus als unwichtig einzustufen und dann nach und nach zu ignorieren. Hierzu stehen zwei Methoden zur Verfügung: die aktive Konditionierung, also die klassische Tinnitus-Retraining-Therapie und die passive Methode, die Tinnitus Desensibilisierung. Bei der Tinnitus-Desensibilisierung wird die Hörkonzentration bewusst auf relevante Geräusche gelenkt, wie Sprache und im zweiten Schritt wird der Tinnitus mit einem nicht-relevanten Geräusch, z.B. Naturrauschen, gleichgesetzt und verschmolzen. Das Training besteht also aus konzentriertem zuhören für ca. 60 bis 90 Minuten und anschließendem Entspannen mit Naturgeräuschen für ca. 20 bis 30 Minuten.
Sympthomlage: Tinnitus variiert nicht in Tonlage (klingt immer gleich) aber in Lautstärke
Klangerscheinung: Tonal (Einzeltöne), Rauschen, Zischen, Brummen oder andere komplexe Geräuschwahrnehmungen
Wenn Sie unter einem der zwei Tinnitusarten leiden, melden Sie sich gerne bei uns für eine Beratung. Dann schauen wir gemeinsam welche Therapie für Sie geeignet ist. Sie können sich aber auch vorweg die App Tinnitus Compass aus dem App-Store runterladen und sich da informieren.
Quelle: https://hoertherapeut.de/tinnitus/